In Elsenborn geht am Samstag eine Ära zu Ende. Die Bäckerei Grün in der Wirtzfelder Straße schließt ihre Pforten. Über vier Jahrzehnte haben Werner und Astrid Grün den Familienbetrieb geführt.
„Ich backe heute noch, wie ich es damals in der Lehre in Malmedy gelernt habe: nach alter Tradition. Da gab es keine Fertigmehle“, so Werner Grün. Nach der Lehre arbeitete er ein Jahr in der Bäckerei Crasson in St.Vith, machte den Militärdienst und fing dann zuhause an.
„Am 11. Juli 1976, an meinem Geburtstag, habe ich die Bäckerei meiner Eltern übernommen“, blickt Werner Grün zurück. Fünf Jahre später stieg Ehefrau Astrid ein. Sie kümmert sich nicht nur um den Verkauf, sondern steht auch frühmorgens in der Backstube. Obwohl Werner Grün eigentlich lieber Heizungsmonteur geworden wäre, hat ihm das Bäckerhandwerk viel Spaß bereitet. „Ich habe alles gerne gemacht. Als Bäcker muss man aber auf einiges verzichten. Man arbeitet, wenn andere sich amüsieren. Früher gingen wir bis 2,3 Uhr auf Geburtstage von Freunden und danach direkt in die Backstube.“
Vier Mal pro Woche belieferte Werner Grün seine Kunden in Elsenborn, Bütgenbach, Nidrum, Weywertz und Büllingen. „Die Verkaufstouren habe ich immer sehr gerne gemacht. Man lernt viele Menschen kennen und sie haben mir viel aus ihrem Privatleben anvertraut.“
Seinen letzten Arbeitstag sieht Werner Grün mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Einerseits ist es gut, andererseits ist es mit viel Wehmut verbunden. Viele Kunden fragen nach meinen Rezepten, zum Beispiel vom Kranz oder vom Eis. Das sind Geheimrezepte, die verrate ich nicht“, lacht Werner Grün. Mit dem Gratis-Eis für Kinder am Wochenende des Schützenfestes ist es nun auch vorbei.
Am Samstag schließen Sie Ihre Bäckerei. Welche Gefühle verbinden Sie damit?
Astrid Grün: Es war sehr schön, auch wenn eine Bäckerei mit viel Arbeit und Stress verbunden ist. Die sozialen Kontakte werden mir fehlen. Im Laufe der Jahre haben wir viele Freundschaften geschlossen. Unserer treuen Kundschaft möchte ich von Herzen danken.
Werner Grün: Einerseits ist es gut, andererseits ist es mit viel Wehmut verbunden. Die Leute werden uns sehr fehlen. Kunden haben uns zum Abschied Geschenke gegeben, das ist eine sehr schöne Geste. Ein Zeichen, dass sie froh und zufrieden waren. Wir haben Kunden, die haben ein ganzes Leben unser Brot gegessen. Einige meinten, wenn du jetzt Brot für dich backst, denk‘ auch an uns.
Wie wird der Unruhestand aussehen?
Astrid Grün: Wir wandern gerne und fahren Rad. Wir haben einiges vor: den Eifelsteig, den Jakobsweg und mit dem Fahrrad nach Köln fahren. Dazu haben wir jetzt mehr Zeit. Meine Hobbys sind Kochen, Backen und Handarbeiten.
Werner Grün: Ich möchte noch einmal den Ofen anwerfen, um mit Freunden Brot zu backen. Einfach aus Jux und Tollerei. Und dann ist da noch der Schützenverein Elsenborn, dem ich seit 45 Jahren angehöre.