Am 21. und 22. April feierte die Königliche Harmonie Elsenborn ihren 125. Geburtstag. Damit zählt der Musikverein aus Elsenborn zu den ältesten Harmonien der Region. Im Oktober werden die Feierlichkeiten fortgesetzt.
125 Jahre ist eine Hausnummer. Die Gründungsväter hatten 1893 sicherlich nicht im Blick, dass die Nachfolger eines Tages den 125. Geburtstag des Musikvereins feiern würden. Generationen haben an der Weiterentwicklung der Harmonie Elsenborn mitgewirkt. 125 Jahre zeugen jedenfalls von viel Einsatz, Ausdauer und Vereinsgeist. Heute zählt das Ensemble rund 40 Mitglieder und ist fest in der Dorfgemeinschaft Elsenborn verwurzelt.
Gründung 1893
Im Frühjahr 1893 erfüllt der in Elsenborn stationierte Zollbeamte Biberichs sich einen lang gehegten Wunsch: Er gründet einen Musikverein. Ein gutes Dutzend junger Leute ließen sich von ihm begeistern und brachten große finanzielle Opfer, denn Instrumente und Noten mussten auf eigene Kosten angeschafft werden.
Die erste Bewährungsprobe war der Auftritt auf der Anna-Kirmes in Wirtzfeld. Das Repertoire war noch sehr beschränkt: ein Marsch, eine Polka, ein Walzer, eine Mazurka und natürlich der Lancier, der auf keiner Dorfkirmes fehlen darf. Auf halbem Weg wurden die tapferen Musiker jedoch etwas unsicher. Die Angst vor der bevorstehenden Premiere ließ sie an ihrem Können zweifeln. Kurz entschlossen legten sie schnell auf Roderhöhe eine letzte Probe ein, die zur allgemeinen Zufriedenheit ausgefallen sein muss, denn sie zogen weiter nach Wirtzfeld, ist in der Festschrift der Harmonie Elsenborn zu lesen.
Kaisers Geburtstag
Am Kaisers Geburtstag gab der Musikverein alljährlich im Offizier-Kasino des Lagers Elsenborn ein Konzert mit anschließender Ballmusik. Kein Musiker hätte diesen Auftritt verpasst. Das lag aber nicht daran, dass die Musiker aus Elsenborn dem Kaiser besonders verbunden waren, sondern eher an der Art der Bezahlung. Die Militärbehörde berechnete die Honoraransprüche pro Musiker. Je mehr Musiker, desto mehr Geld und zusätzliche Verpflegung in Speis und Trank. So saßen auch schon mal Musiker mit in den Reihen, die eigentlich nicht mitspielten.
Wie überall haben die Weltkriege auch im Musikverein Elsenborn ihre Wunden hinterlassen. Aus dem Ersten Weltkrieg kehrten zwei Musiker nicht heim, u.a. Dirigent Joseph Noel. Zeitweise musizierten Elsenborner und Nidrumer gemeinsam unter der Leitung von Anton Noel. Mit dem Zweiten Weltkrieg verlor der Musikverein Elsenborn fünf Musiker, darunter auch Präsident Joseph Langer. Alle Instrumente waren verloren gegangen oder abhandengekommen. 1948 fanden sich die alten Musiker auf vielseitigen Wunsch wieder zusammen und beschlossen einen Neuanfang. Instrumente und Notenständer wurden neu angeschafft.
Titel „Königlich“
In den 1950er Jahren erreichten die Elsenborner unter der Leitung von Hubert Dahmen, der den Verein fast 40 Jahre leitete, ein beachtliches Niveau und waren im In- und Ausland ein gern gesehener Gast. 1954 erhielt der Musikverein den Titel „Königlich“. Zwei Jahre später gaben die Elsenborner ein Mittagskonzert für König Baudouin, der an einem großen Manöver auf dem Truppenübungsplatz teilnahm. 1984 trafen die Elsenborner das Staatsoberhaupt nochmals.
1958 wurde der Musikverein Elsenborn in die erste Division eingestuft. Insgesamt nahm das Ensemble an zehn Einstufungswettbewerben teil. Dabei wurden die Elsenborner sechs Mal in die zweite Kategorie und vier Mal in die erste Kategorie eingestuft, so unter anderem bei der Einstufung 1985 im eigenen Dorf. Bis Anfang der 1990er Jahre war das Musizieren im MV Elsenborn eine reine Männerdomäne. 1991 war Josianne Litt die erste weibliche Musikerin in Reihen der Königlichen Harmonie Elsenborn.
1993 feierte die Harmonie ihr 100jähriges Bestehen und in den 2000er Jahren fanden gleich mehrere Benefizkonzerte mit der US Army 1st Infantry Division Band, der US Army Europe Band und den belgischen Militärorchestern Guides und Marinekapelle statt.
Neuer Dirigent
Derzeit zählt die Harmonie Elsenborn etwa 40 Mitglieder. Seit Anfang des Jahres steht sie unter der Leitung von Sébastien Creppe, der die Nachfolge von Ewald Langer antrat. Die meisten Auftritte spielt das Ensemble im Dorf, sei es bei kirchlichen Anlässen, Dorffesten, der Kirmes oder auf den eigenen Festen am Kiosk und beim Stiftungsfest.
„Vereinsleben auch nach 125 Jahren jung und dynamisch“
Wir sprachen mit Véronique Simon, seit 2014 Präsidentin der Königlichen Harmonie Elsenborn.
Véronique Simon, wie fühlen sich diese 125 Jahr an?
Man bleibt so jung, wie man sich fühlt, und unser Vereinsleben bleibt auch nach 125 Jahren jung und dynamisch.
Sie sind eine junge Vorsitzende. Wie erleben Sie den Verein?
Wir hatten in letzter Zeit das Glück, einige Konzerte geben zu dürfen, bei denen das Publikum richtig mitgemacht hat. Dann weiß man wieder, wieso man Musik macht.
Am 21. und 22. April haben Sie mit den Musikvereinen gefeiert. Wie sieht der weitere Verlauf des Jubeljahres aus?
Unsere befreundeten Chöre laden wir am 20. Oktober zu einem Chorkonzertabend ein, damit auch sie das richtige Ambiente vorfinden. Für den 3. November konnten wir die Band „Die Toten Ärzte“ verpflichten, die einen Punk-Rock-Abend mit gecoverten Songs der Toten Hosen und der Ärzte in Herzebösch geben wird.
In einem Jubeljahr spricht man häufig über die Vergangenheit. Wie sieht es mit der Gegenwart aus?
Die Vereinswelt hadert mit Nachwuchsproblemen. Neue Mitglieder anwerben und Mitglieder für die notwendige Vorstandsarbeit zu begeistern, wird immer schwieriger. Die Vereine werden kleiner und es kommt vermehrt zu Fusionen. Die Herausforderung der Gegenwart besteht darin, hierfür Lösungen zu finden und damit umgehen zu lernen.
Und der neue Dirigent?
Wir haben Glück gehabt, mit Sébastien Creppe einen so motivierten jungen Dirigenten zu finden, der zu unserem Vereinsprofil passt. Wir blicken sehr zuversichtlich in die Zukunft.
Was wünschen Sie dem MV Elsenborn für die nächsten 125 Jahre?
Eigentlich, dass alles so bleibt, wie es ist. Schön wäre es, wenn wir einige Nachwuchsmusiker für unseren Musikverein finden würden.
Festprogramm 125 Jahre MV Elsenborn
Samstag, 20. Oktober 2018 – Feierlichkeiten mit befreundeten Chören
20 Uhr: Empfang und Darbietungen der Gastvereine in Herzebösch
Samstag, 3. November 2018 – Konzert der „Toten Ärzte“
Ab 21.00 Uhr: Punkrock mit gecoverten Songs der „Ärzte“ und der „Toten Hosen“
VVK 10€ / Abendkasse 12€: Kartenvorbestellung auch online möglich unter mv-elsenborn@outlook.com